Geduldig setzt Herr Than Schicht für Schicht ein Lehm-Tongemisch auf die Töpferscheibe, die seine Frau in geduckter Haltung mit ihren nackten Füßen antreibt. So formen die beiden nach und nach den massigen Rohling für einen Wasserbehälter von etwa 1,20 m Höhe. Eine mühselige, kräftezehrende Arbeit ganz ohne Maschinen und Elektrizität. Ort dieser Szene ist keine Schauwerkstatt in einem Museum, sondern die archaisch anmutende Arbeitsstätte im Dorf Kyauk Myaung am Irrawaddy-Fluss. „Wenn alles gut läuft, schaffen wir fünf dieser Tonvasen pro Tag und erhalten pro Stück umgerechnet einen Euro“, erklärt das Ehepaar stolz, denn damit gehören sie bereits zu den besser verdienenden Lohnarbeitern auf dem Lande. Wenige hundert Meter weiter knattert ein junges Mädchen mit einem Moped an einer Pagode vorbei, auf dem Weg zu einem Händler, der gerade eine neue Lieferung von Smartphones erhalten hat.
Erste Schritte in Richtung Demokratie
Bilder, die symbolisch für den Umbruch stehen, der sich seit 2012 infolge erster vorsichtiger Schritte in Richtung Demokratie vollzieht. Eine Entwicklung, die zwischen Stadt und Land und zwischen Grenzregionen und dem Inneren des Landes mit völlig unterschiedlichen Geschwindigkeiten verläuft. „Rangun, die mit 4,5 Millionen Einwohnern größte Stadt des Landes von der doppelten Größe der Bundesrepublik, hat sich in kürzester Zeit bereits in einen Verkehrsmoloch verwandelt“, sagt Brigitte, die seit 1970 bereits zum sechsten Mal Myanmar besucht. Sie empfiehlt Einsteigern eine Flusskreuzfahrt von Mandalay nach Bahmo, 450 Kilometer auf dem Irrawaddy, der Lebensader Myanmars. „Hier trifft man nicht nur auf wunderbare Landschaften, sondern vor allem auf äußerst freundliche Menschen, für die ausländische Gäste noch Exoten sind“, schwärmt die Schweizerin.