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Tanztee in Novosibirsk

Novosibirsk: Die Millionenstadt mitten in Sibirien ist ein Freilichtmuseum der Architektur des Sozialistischen Klassizismus, in dessen Stil zum Beispiel das imposante Opernhaus erbaut wurde. Architektonisch reizvoll erscheint mir außerdem eine Brücke über den Ob, erbaut Anfang des 20. Jh. Auf dem Leninplatz üben junge Skateboarder am Denkmal des gleichnamigen Herrn ihre Tricks. In den Markthallen preisen die Verkäuferinnen einen kulinarisch interessanten Mix aus europäischen und asiatischen Spezialitäten an.

Ich bin ganz ehrlich: Von Novosibirsk hatte ich nicht viel erwartet. Die Sehenswürdigkeiten sind übersichtlich.

Der Kulturpark war sicherlich vor vielen Jahren topmodern, heute rosten die Metallgestänge der Achterbahn und des kleinen Riesenrads beunruhigend vor sich hin. Dass die Fahrgeschäfte an diesem sonnigen Nachmittag für jeden einzelnen Gast in Gang gesetzt werden, passt irgendwie nicht ganz in die sonst eher frostige Atmosphäre der Stadt. Hier muss ich das erste Mal schmunzeln.

Etwas weiter in Richtung Leninplatz öffnet sich der Park zu einer großen Fläche, in deren Mitte ein Springbrunnen fröhlich vor sich hinsprudelt. An der Seite des Platzes ist eine Bühne installiert. Von dieser schallt lustige Musik, mal ein Walzer, mal ein russischer Schlager. Davor: jede Menge Menschen. Hier ist richtig was los!
Es sind hauptsächlich ältere Leute. Alle haben sich herausgeputzt. Die Männer tragen Hüte, die Frauen hübsche Kleider – und sie tanzen! Manche als Paar, manche wiegen sich alleine im Takt der Musik, ein paar ganz beschwingt. Sie haben ganz offensichtlich sehr viel Spaß. Ich bin ganz gerührt und lasse mich regelrecht anstecken von der guten Laune, die hier herrscht.

Ich bin noch einmal ganz ehrlich: So etwas Bezauberndes habe ich lange nicht gesehen. Und das in Novosibirsk, von dem ich gar nicht viel erwartet hatte.

Text: Johannes Klaus

Lesen Sie weiter und sehen die Fotos zur Reportage: So schön kann alt werden sein.

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